Vier Vorteile von Indexfonds
Die Wahl zwischen passiven und aktiven Fonds hängt oft von den persönlichen Anlagezielen ab und kann zudem durch Wertentwicklung, Diversifizierung und Kosten beeinflusst werden.
"Eine Gleichgewichtung verschiebt die Risiken. Sie beseitigt sie nicht."
Head of Index Equity and ETF Product Specialism, Vanguard Europe
Bei der Auswahl eines Indexfonds oder -ETF spielt die Gewichtungsmethodik eine wichtige Rolle, wobei die Gewichtung nach Marktkapitalisierung und die Gleichgewichtung zu den gängigsten Methoden zählen. Durch eine Gewichtung nach Marktkapitalisierung können Anlegerinnen und Anleger ein „passives“ Exposure auf einen bestimmten Markt aufbauen: Da sie in alle Vermögenswerte dieses Marktes entsprechend ihrer Marktkapitalisierung investieren, gleicht die Struktur ihres Portfolios der des Marktes selbst. Kapitalgewichtete Indexfonds sind schon seit vielen Jahren am Markt und daher weiter verbreitet.
In einem gleichgewichteten Portfolio sind dagegen alle Wertpapiere, wie der Name verrät, genau gleich gewichtet. Gleichgewichtete Strategien sind aktive(re) Strategien, schließlich weichen sie durch ihre Untergewichtung von Large-Cap-Aktien und Übergewichtung von Small-Cap-Aktien vom Markt ab. Diese Methodik kommt in regelmäßigen Abständen in Mode, zum Beispiel, wenn Anlegerinnen und Anleger mit Sorge auf die Dominanz bestimmter Marktsegmente oder Branchen blicken.
Beide Ansätze haben Vor- und Nachteile. Anlegerinnen und Anleger sollten jedoch in jedem Fall sicherstellen, dass sie die Kosten, Risiken und letztlich das Exposure verstehen, das sie mit einer bestimmten Strategie erhalten. In diesem Artikel gehen wir auf die grundlegenden Mechanismen beider Methoden ein und erläutern, warum kapitalgewichtete Indizes die bessere Option für Anlegerinnen und Anleger sein könnten, die ein diversifiziertes Aktien-Exposure (insbesondere in den USA) anstreben.
In einem kapitalgewichteten Index werden einzelne Wertpapiere entsprechend ihrer (Streubesitz-)Marktkapitalisierung gewichtet,1 sodass Unternehmen mit größerer Marktkapitalisierung einen größeren Anteil am Index haben. Zu den wichtigsten kapitalgewichteten Indizes gehören der S&P 500 Index und der Russell 3000 Index.
Kapitalgewichtete Indizes bieten Anlegerinnen und Anlegern mehrere Vorteile:
- Marktabbildung: Die Gewichtung nach Marktkapitalisierung ist weniger „irgendeine Gewichtungsmethodik“ als vielmehr die neutrale Abbildung eines bestimmten Marktsegments. Da sie die Marktkomponenten entsprechend ihrer wirtschaftlichen Bedeutung gewichtet, könnte man sagen, dass sie die Entwicklung dieses Marktsegments am besten abbildet.
- Liquidität und Handelsvolumen: Die Aktien größerer Unternehmen sind häufig liquider und können daher zu geringeren Kosten gehandelt werden. Ein relativ hoher Anteil von Aktien mit großer Marktkapitalisierung kann also die Transaktionskosten senken und die Indexnachbildung effizienter machen.
- Portfolioumschlag: Im Vergleich zu gleichgewichteten Indizes sind kapitalgewichtete Indizes relativ einfach zu replizieren. Verändert sich die Marktkapitalisierung einer Aktie durch steigende oder fallende Kurse, so verändert sich auch ihre Gewichtung im Index – eine Anpassung ist nicht erforderlich.
Kapitalgewichtete Indizes haben jedoch auch Nachteile, darunter:
- Konzentration: Mit dem Anteil einzelner Aktien oder Branchen an einem kapitalgewichteten Index steigt auch ihr Einfluss auf die Entwicklung des Index. Wenn diese Unternehmen oder Branchen plötzlich deutlicher an Wert verlieren als der restliche Markt, werfen kapitalgewichtete Indizes Minderrenditen gegenüber gleichgewichteten Indizes ab. Unsere Analyse zeigt jedoch, dass große Unternehmen längerfristig einen bedeutenden positiven Renditebeitrag leisten können.
- Niedrigere Gewichtung kleinerer Unternehmen: Wenn kleinere Unternehmen höhere Renditen abwerfen als größere Unternehmen, werfen kapitalgewichtete Indizes ebenfalls Minderrenditen gegenüber gleichgewichteten Indizes ab, da kleine Unternehmen in Letzteren höher gewichtet sind.
In einem gleichgewichteten Index wie dem S&P 500 Equal Weight Index wird dagegen jedem im Index enthaltenen Wertpapier das gleiche Gewicht zugewiesen.
Zu den Vorteilen dieser Gewichtungsmethodik gehören unter anderem:
- Geringeres Konzentrationsrisiko: In Zeiten, in denen einzelne Branchen kapitalgewichtete Indizes dominieren, kann eine Gleichgewichtung die Abhängigkeit des Index von diesen Branchen reduzieren.
- Diversifizierung: Im Vergleich zu kapitalgewichteten Indizes gewinnen Unternehmen mit mittlerer und kleiner Marktkapitalisierung an Bedeutung, was zu einem ausgewogeneren Exposure auf die verschiedenen Kapitalsegmente führt.
Eine Gleichgewichtung hat jedoch auch Nachteile:
- Relatives Risiko: Viele Anlegerinnen und Anleger vergleichen die Wertentwicklung ihres Fonds mit dem Markt. Wenn gleichgewichtete Indizes dem Markt – und damit kapitalgewichteten Indizes – hinterherlaufen, trennen sich vielleicht einige dieser Anlegerinnen und Anleger von ihrer Anlagelösung und verzichten damit auf die erwartete (langfristig positive) Aktienmarktrendite.
- Volatilität: Gleichgewichtete Indizes können volatiler sein als kapitalgewichtete Indizes, da tendenziell volatilere kleinere Unternehmen in gleichgewichteten Indizes höher gewichtet sind.
- Höherer Umschlag, höhere Transaktionskosten: Damit gleichgewichtete Indizes auch gleichgewichtet bleiben, muss die Gewichtung ihrer Komponenten regelmäßig angepasst werden, was den Umschlag und die Transaktionskosten im Vergleich zu kapitalgewichteten Indizes erhöhen kann. Dabei gilt: Je häufiger die Gewichtung eines Index angepasst wird, desto deutlicher steigen die Kosten. Untersuchungen von Vanguard zeigen, dass der Umschlag des S&P 500 Equal-Weight-Index in den letzten zehn Jahren im Durchschnitt mehr als fünfmal so hoch war wie der S&P 500 Market-Weight-Index.2
Auch wenn dies kein absoluter Nachteil, sondern eher eine praktische Notwendigkeit ist, sollten Anlegerinnen und Anleger bedenken, dass die Gewichtungen der Komponenten eines gleichgewichteten Index nur unmittelbar nach einem Rebalancing tatsächlich gleich sind. Zwischen zwei Rebalancing-Terminen (zum Beispiel jeweils zu Quartalsbeginn) können die Gewichtungen einzelner Aktien je nach Kursentwicklung steigen oder fallen. Dem könnte man natürlich durch häufigeres Rebalancing begegnen, doch das würde auch zu höheren Kosten führen.
Gleichgewichtete Indizes gelten häufig als Mittel gegen Konzentrationsrisiken. Das Problem: Durch einen Wechsel von einem kapitalgewichteten zu einem gleichgewichteten Index verschieben Anlegerinnen und Anleger lediglich die Risikoquellen, sie beseitigen die Risiken jedoch nicht.
Ein Vergleich zwischen den kapitalgewichteten S&P 500 und Russell 3000 Indizes mit ihren äquivalenten gleichgewichteten Indizes verdeutlicht das Problem: Alle diese Indizes bilden den US-Aktienmarkt ab. Schaut man jedoch genauer hin, finden sich einige wichtige Unterschiede.
Will eine Anlegerin zum Beispiel ihr Exposure auf den IT-Sektor reduzieren, so kann sie dieses Ziel mit einem gleichgewichteten Index tatsächlich erreichen, wie das nachstehende Diagramm am Beispiel des S&P 500 Index deutlich macht. Im Gegenzug geht sie jedoch aktives Risiko durch Abweichungen vom Markt ein: Der IT-Sektor ist untergewichtet, die Gewichtung anderer Sektoren wie Industrie, Grundstoffe, Immobilien und Versorger steigt dagegen um fast das Doppelte. Mehr- und Minderrenditen in einem dieser übergewichteten Sektoren führen zu Mehr- und Minderrenditen des gleichgewichteten Index gegenüber dem Markt – und damit auch gegenüber kapitalgewichteten Indizes.
Sektor-Exposures des kapital- und des gleichgewichteten S&P 500 Index
Quelle: Bloomberg; Stand: 11. Dezember 2024. Das Diagramm zeigt das Sektor-Exposure des S&P 500 Equal Weight Index und des S&P 500 Index (gewichtet nach Marktkapitalisierung).
Abweichungen im Sektor-Exposure gleichgewichteter Indizes bedeuten nicht nur aktives Risiko, sondern auch aktives Faktor-Risiko, wie ein Blick auf den Russell 3000 Equal Weighted TR USD zeigt, in dem die meisten US-Aktienunternehmen enthalten sind.3 Die nachstehende Grafik zeigt die Faktor-Exposures des gleichgewichteten Russell 3000 Index im Verhältnis zum kapitalgewichteten US-Aktienmarkt, dargestellt durch den (kapitalgewichteten) Russell 3000 Index.
Wie wir bereits erläutert haben, führt die Gleichgewichtung zu einem deutlichen höheren Exposure auf Small-Cap-Aktien. Abweichungen zeigen sich jedoch auch an anderer Stelle, beispielsweise in der Übergewichtung des Value-Faktors und der Untergewichtung des Momentum-Faktors. Auch hier führen daher Mehr- und Minderrenditen von Value-Aktien gegenüber Growth-Aktien zu entsprechenden Mehr- und Minderrenditen des gleichgewichteten Index, dasselbe gilt (unter ansonsten gleichen Bedingungen) für den Momentum-Faktor.
Faktor-Exposures des Russell 3000 Equal Weighted TR USD Index
Anmerkungen: Regressionen auf Grundlage monatlicher Gesamtrenditen in USD für den Zeitraum von Januar 2000 bis Juni 2024 auf Grundlage von Daten von Morningstar. Stilfaktorrenditen von der Website von Kenneth French. Der Marktfaktor wird dargestellt durch die Renditen des kapitalgewichteten Russell 3000 Index. Definitionen: SMB (Small minus Big) ist die durchschnittliche Rendite der drei kleinen Portfolios abzüglich der durchschnittlichen Rendite der drei großen Portfolios; HML (High minus Low) ist die durchschnittliche Rendite der beiden Value-Portfolios abzüglich der durchschnittlichen Rendite der beiden Growth-Portfolios; RMW (Robust minus Weak) ist die durchschnittliche Rendite der beiden Portfolios mit robuster operativer Profitabilität abzüglich der durchschnittlichen Rendite der beiden Portfolios mit schwacher operativer Profitabilität; CMA (Conservative minus Aggressive) ist die durchschnittliche Rendite der beiden konservativen Portfolios abzüglich der durchschnittlichen Rendite der beiden aggressiven Portfolios; MOM (Momentum) ist die durchschnittliche Rendite der beiden Portfolios mit hoher vorheriger Rendite abzüglich der durchschnittlichen Rendite der beiden Portfolios mit niedriger vorheriger Rendite.
Quellen: Morningstar und Vanguard.
Wer sich anstatt eines kapitalgewichteten für einen gleichgewichteten Index entscheidet, um Mehrrenditen gegenüber diesem zu erzielen, sollte bedenken: Die Mehrrenditen des gleichgewichteten Index werden sich nur dann einstellen, wenn sich die Faktor-Exposures des Index in die richtige Richtung entwickeln. Kurzfristig kann dies etwa durch Mehrrenditen übergewichteter Sektoren bzw. Minderrenditen untergewichteter Sektoren gelingen, langfristig zum Beispiel durch Mehrrenditen von Small-Cap- gegenüber Large-Cap- bzw. Value- gegenüber Growth-Aktien.
Es ist durchaus nicht ausgeschlossen, dass sich diese aktiven „Wetten“ tatsächlich auszahlen. Wenn sich die Faktor-Exposures jedoch anders entwickeln als erwartet, könnte ein gleichgewichteter Index dem Markt hinterherlaufen.
Und wer mit einem gleichgewichteten Index ein bestimmtes Faktor-Exposure anstrebt, sollte vielleicht in einen Fonds investieren, der diesen Faktor explizit abbildet, z. B. einen Small-Cap-Indexfonds für den SMB-Faktor.
Kapitalgewichtete Indizes eignen sich zudem für Anlegerinnen und Anleger, die ein passives (also aktiv risikoneutrales) Exposure auf einen bestimmten Aktienmarkt anstreben. Und da sich die negative Wirkung von Kosten durch den Zinseszinseffekt im Laufe der Jahre verstärkt, kann sich der inhärente Kostenvorteil kapitalgewichteter Indizes, auf den wir weiter oben eingegangen sind, vor allem langfristig auszahlen.
Performance-Vergleich: kapitalgewichteter S&P 500 Index vs. S&P 500 Equal Weight Index (SPW)
Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für künftige Erträge. Die Wertentwicklung eines Index ist keine exakte Darstellung einer bestimmten Anlage, da Anlegerinnen und Anleger nicht direkt in einen Index investieren können.
Quelle: Bloomberg; Daten für den Zeitraum vom 31. Januar 2003 (Auflegungsdatum des gleichgewichteten Index) bis zum 31. Oktober 2024.
1 Die Marktkapitalisierung entspricht dem Aktienkurs eines Unternehmens multipliziert mit der Anzahl der ausstehenden Aktien. Um den Handel zu vereinfachen, werden in den meisten Fällen nur die Aktien in den Index aufgenommen, die nach Einschätzung des Indexanbieters auch tatsächlich gehandelt werden und dem Markt nicht dauerhaft entzogen sind (der sogenannte Streubesitz).
2 Quelle: S&P Dow Jones Indices; Stand: 29. November 2024.
3 Für die Faktoranalyse verwenden wir den Russell 3000 Index und nicht den S&P 500 Index, da der S&P 500 Index nur die Aktien der 500 größten US-Aktienunternehmen enthält und Large Caps in dem Index daher übergewichtet sind.
Wichtige Hinweise zu Anlagerisiken
Der Wert der Investitionen und die daraus resultierenden Erträge können steigen oder fallen, und Investoren können Verluste auf ihrer Investitionen erleiden.
Die frühere Wertentwicklung gibt keinen verlässlichen Hinweis auf zukünftige Ergebnisse.
Wichtige allgemeine Hinweise
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