• Eine Erholung am Arbeitsmarkt weckte im Oktober Zweifel an dem zukünftigen Kurs der Fed, die Anleiherenditen stiegen auf breiter Front.
  • US-Treasuries mit zwei- und zehnjähriger Laufzeit notierten am Monatsende um 53 bzw. 50 Basispunkte höher.
  • Die Risikoaufschläge für Investment-Grade-Unternehmensanleihen gingen zurück. 

Die Anleihemärkte reagierten im Oktober mit Kursverlusten auf die Erholung am US-Arbeitsmarkt und den ungewissen Ausgang der Präsidentschaftswahlen. Die Renditen auf US-Staatsanleihen stiegen erneut an, nachdem gute Zahlen vom US-Arbeitsmarkt (Non-Farm Payrolls) die Märkte zu einer Anpassung ihrer Erwartungen an den geldpolitischen Kurs der Federal Reserve (Fed) veranlasst hatten. Der US-Dollar wertete weiter auf und erreichte den höchsten Stand seit Juli.1

Die Wirtschaft der Eurozone ist im dritten Quartal um 0,4% gewachsen und übertraf damit die Erwartungen. Spitzenreiter war Spanien, doch auch Deutschland wies überraschend ein Wachstum von 0,2% aus und konnte so eine technische Rezession vermeiden. In Großbritannien legte Schatzkanzlerin Rachel Reeves den Herbsthaushalt vor, Pläne für weitere Investitionen und Konjunkturmaßnahmen führten zu moderater Volatilität am Gilt-Markt. 

In den meisten Industrieländern ist die Inflation im Oktober zurückgegangen: In den USA sank die Gesamtinflation auf 2,5%, die Kerninflation (ohne die volatilen Energie- und Lebensmittelpreise) stieg dagegen auf 3,3%. In Großbritannien fiel die Gesamtinflation auf 1,7% und damit zum ersten Mal seit über drei Jahren unter die Zielmarke der Bank of England, die Kerninflation ging auf 3,2 % zurück. In Europa stieg die Gesamtinflation unerwartet auf 2%, die Kerninflation blieb mit 2,7% stabil. 

Die Europäische Zentralbank hat ihre Zinsen um weitere 25 Basispunkte gesenkt, wies jedoch erneut darauf hin, ihre Entscheidungen von der Datenlage abhängig zu machen. Präsidentin Christine Lagarde rechnet nach eigenen Aussagen mit einem Anstieg der Inflation, bevor diese aufgrund von Basiseffekten wieder zurückgeht. 

Wertentwicklung der wichtigsten Anleihenmärkte

Globale Staatsanleihen Unternehmensanleihen EM-Anleihen
  UK Europa USA HY  
Bloomberg Global Aggregate Treasuries (USD Hedged) Bloomberg Sterling Corporate Bond Index (USD Hedged) Bloomberg Euro-Aggregate Corporates Index (USD Hedged) Bloomberg Global Aggregate USD Corporate  Bloomberg Global High Yield Index (USD Hedged) JP Morgan Emerging Markets Bond Index (EMBI) Global Diversified (USD Hedged)
-1,18% -1,18% -0,15% -2,27% -0,07% -1,72%

Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist keine Garantie für zukünftige Erträge. Die Wertentwicklung eines Index ist keine exakte Darstellung einer bestimmten Anlage, da Anlegerinnen und Anleger nicht direkt in einen Index investieren können.

Quelle: Bloomberg. Daten für den Zeitraum 30. September 2024 bis 31. Oktober 2024. Die Assetklassen werden jeweils durch Bloomberg-Indizes dargestellt.2

Staatsanleihen

An den meisten Staatsanleihemärkten führten bessere Inflations- und Arbeitsmarktdaten aus den USA und Volatilität im Vorfeld der US-Wahlen zu steigenden Renditen: US-Treasuries mit zwei- bzw. zehnjähriger Laufzeit notierten um 53 bzw. 50 Basispunkte höher, im Euroraum stiegen die Renditen auf zwei und zehnjährige deutscher Bundesanleihen um 21 bzw. 27 Basispunkte, die Rendite äquivalenter britischer Gilts stieg 46 bzw. 44 Basispunkte.3

Unternehmensanleihen

Die Risikoaufschläge auf Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Rating (IG) sanken im Oktober. In den USA, in der Eurozone und in Großbritannien betrug der Rückgang 5, 13 bzw. 13 Basispunkte,4 in den Schwellenländern (EM) fiel er mit 21 (Investment Grade) bzw. 48 Basispunkten (High Yield) noch deutlicher aus.5

Spread-Bewegungen (BP)

Ein Balkendiagramm zeigt die Veränderungen der optionsbereinigten Spreads für verschiedene Segmente der Anleihenmärkte im Oktober 2024. Folgende Marktsegmente sind abgebildet: Unternehmensanleihen Welt, Unternehmensanleihen USA, Unternehmensanleihen in Euro, Unternehmensanleihen in Pfund Sterling, High-Yield-Anleihen Welt, Asset-Backed-Securities USA, Commercial-Asset-Backed-Securities USA, High-Yield-Anleihen Schwellenländer und Investment-Grade-Anleihen Schwellenländer.

Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist keine Garantie für zukünftige Erträge. Die Wertentwicklung eines Index ist keine exakte Darstellung einer bestimmten Anlage, da Anlegerinnen und Anleger nicht direkt in einen Index investieren können.

Quelle: Bloomberg; Daten für den Zeitraum 30. September 2024 bis 31. Oktober 2024. Die jeweiligen Exposures werden durch Näherungswerte dargestellt.6

Die Berichtssaison für das dritte Quartal ist in vollem Gange, abgesehen von einigen bekannten Schwächen sind größere negative Überraschungen bisher ausgeblieben. In wichtigen Märkten wie China und in geringerem Maße auch in Europa und den USA ist die Nachfrage nach zyklischen Konsumgütern weiterhin schwach, und auch der Automobilsektor ist angeschlagen.7

In unserem Basisszenario rechnen wir weiterhin mit steigendem Umsatz- und Gewinnwachstum in den kommenden Quartalen, zumal sinkende Zinsen das Verbrauchervertrauen stärken und das Wachstum ankurbeln sollten. Ein Risiko für dieses Erholungsszenario geht jedoch von geopolitischen Risiken aus, außerdem könnte die Inflation wieder anziehen, wenn deutlich steigende globale Frachtkosten auf die Warenpreise durchschlagen. Die Fundamentaldaten von Unternehmen mit Investment-Grade-Rating sind dank dem Schuldenabbau der vergangenen Jahre aus unserer Sicht jedoch nach wie vor robust.

Schwellenländer 

EM-Unternehmensanleihen beendeten den Oktober mit einem Verlust von 1,7%, zumal steigende Spread-Renditen (+1,1%) die Kursverluste von US-Treasuries (-2,8%) nicht ausgleichen konnten.8 Investment-Grade-Unternehmensanleihen (-3,0%) wurden stärker durch die Kursverluste am US-Treasury-Markt belastet und blieben deutlich hinter dem High-Yield-Segment zurück (-0,5%), das zudem von positiven Entwicklungen bei notleidenden Anleihen (u. a. Argentinien) profitierte.9

EM-Investment-Grade- und High-Yield-Spreads 

Ein Liniendiagramm zeigt die historische Entwicklung der Risikoaufschläge von Investment-Grade- und High-Yield-Anleihen aus Schwellenländern während der 24 Monate bis 30. Oktober 2024. Seit Jahresbeginn sind die Risikoaufschläge rückläufig.

Quelle: Bloomberg und Vanguard; Daten für den 24-Monats-Zeitraum bis zum 30. Oktober 2024. Als Näherungswerte werden verwendet: Investment-Grade-Anleihen aus Schwellenländern: Bloomberg EM USD Aggregate Average OAS Index; High-Yield-Anleihen aus Schwellenländern: Bloomberg Emerging Markets High Yield Average OAS Index. Bloomberg Emerging Markets High Yield Average OAS Index. 

Ausblick

Die Effektivzinsen sind aus unserer Sicht weiterhin attraktiv und waren auf diesem Niveau in der Vergangenheit Vorboten für hohe Renditen in den anschließenden sechs bis zwölf Monaten. 

In den Risikoaufschlägen für Unternehmensanleihen ist weiterhin das Szenario einer weichen Landung eingepreist. Die private Nachfrage in den USA ist weiterhin robust, auch wenn zwischen den unteren und den oberen Einkommenssegmenten Unterschiede bestehen. Trotz des schwachen Wachstums in Europa erwarten wir anhaltend solide Fundamentaldaten privater Emittenten, von denen viele in den vergangenen Jahren Schulden abgebaut haben. Auch das technische Umfeld ist nach wie vor gut: Die Nachfrage ist robust, das Angebot dürfte begrenzt bleiben. Globale Unternehmensanleihen werfen derzeit höhere Renditen ab als Cash-Instrumente; preisen die Märkte weitere Zinssenkungen ein, dürfte das Renditegefälle weiter zunehmen.

Am Markt für europäische Investment-Grade-Unternehmensanleihen sehen wir inzwischen eine Trendwende, halten den Markt jedoch noch immer für attraktiver als äquivalente US-Anleihen. Die technischen Daten im High-Yield-Segment sind nach wie vor gut, wenn auch weniger günstig als zuletzt. In diesem Jahr gab es mehr „Rising Stars“ als „Fallen Angels“,10 allerdings normalisiert sich der Trend inzwischen. Innerhalb des Marktes sind die Spreads zurückgegangen, wobei Anleihen mit CCC-Rating das B- und BB-Segment abhängen konnten;11 dennoch ist der Markt weiterhin teuer bewertet. Riskantere Unternehmensanleihen dürften dem Markt im Falle einer Rezession hinterherlaufen, allerdings würden steigende Risikoaufschläge wohl zum Teil durch die aktuellen Renditen ausgeglichen.

Anleihen aus Schwellenländern sehen wir dank robuster Fundamentaldaten und attraktiver Renditen weiterhin insgesamt positiv. Sinkende Zinsen in den USA dürften den Markt weiterhin stützen, solange die Weltwirtschaft robust wächst. Allerdings sind die Bewertungen angespannt, die ungewisse Konjunkturentwicklung bleibt ein Risiko.

 

1 Quelle: Bloomberg und Vanguard; Stand: 31. Oktober 2024. 

2 Quelle: Bloomberg und Vanguard auf Grundlage des Bloomberg Global Aggregate Credit Index für den Zeitraum vom 30. September bis zum 31. Oktober 2024. 

3 Quelle:Bloomberg, Vanguard; Daten für den Zeitraum vom 30. September 2024 bis zum 31. Oktober 2024. 

4 Quelle: Bloomberg und Vanguard, basierend auf dem Bloomberg Global Aggregate Credit Index für den Zeitraum vom 30. September bis zum 31. Oktober 2024. 

5 Quelle: Bloomberg und Vanguard, basierend auf dem Bloomberg EM USD Aggregate Average OAS Index und dem Bloomberg Emerging Markets High Yield Average OAS Index für den Zeitraum vom 30. September bis zum 31. Oktober 2024. 

6 Quelle: Bloomberg-Indizes: Global Aggregate Credit Average OAS Index, Global Aggregate Supranational Index, US Aggregate Corporate Average OAS Index, Euro Aggregate Corporate Average OAS Index, Sterling Aggregate Corporate Average OAS Index, US Aggregate ABS Average OAS Index, US Aggregate CMBS Average OAS Index, Global High Yield Average OAS Index, JP Morgan EMBI Global Diversified IG Sovereign Spread Index, JP Morgan EMBI Global Diversified HY Sovereign Spread Index. Daten für den Zeitraum 30. September bis 31. Oktober 2024.

7 Quelle: Bloomberg und Vanguard auf Grundlage von Unternehmensergebnissen für den Berichtszeitraum vom 1. Juli bis zum 30. September 2024. vom 1. April bis 30. Juni 2024; Stand: 31. August 2024.

Quelle: Bloomberg und Vanguard auf Grundlage von Unternehmensergebnissen für den Berichtszeitraum vom 1. Juli bis zum 30. September 2024.

9 Quelle: Bloomberg und Vanguard auf Grundlage des Bloomberg Emerging Markets USD Aggregate Average OAS Index und dem Bloomberg Emerging Markets High Yield Average OAS Index; Daten für den Zeitraum vom 30. September bis zum 31. Oktober 2024. 

10 Als „Rising Stars“ werden High-Yield-Emittenten (Ba1/BB+ oder niedriger) bezeichnet, die von den Rating-Agenturen S&P, Moody‘s und Fitch auf Investment Grade (Baa3/BBB- oder höher) heraufgestuft werden. „Fallen Angels“ bezeichnen Emittenten, die von Investment Grade auf High-Yield herabgestuft werden. Übersteigen die Rating-Anhebungen die Abstufungen, lässt dies unter Umständen auf eine bessere Konjunktur und/oder robustere Fundamentaldaten schließen. 

11 Quelle: Bloomberg, Vanguard; Daten für den Zeitraum vom 1. Januar bis zum 31. Oktober 2024. 

 

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